Handwerk

Das Ergebnis eines handwerklich gefertigten Schuhes sollte ein hochwertiger, passender und schöner Schuh sein. Die Herstellung eines Schuhes erfolgt in unserer Werkstatt nach folgenden Schritten:

I Gestaltung des Schuhmodells

In einem Vorgespräch werden Ihre Wünsche und Vorstellungen besprochen. Sie können dazu ein Foto, Modell oder eine Zeichnung eines Schuhes mitbringen. Das Aussehen des Schuhes wird durch die Gestaltung des Schaftes (Schuhoberteil) mit Material und Farbe sowie durch die Leistenform bestimmt. Sohlenaufbau und Sohlenart wird besprochen.

II Das Maßnehmen (bei der erstmaligen Bestellung von Maßschuhen)

Die Fußmaße ergeben die Vorlage für den Leisten, um den der Schuh gebaut wird.
Mit der Trittspur wird der Umriss des Fußes abgebildet. Belastungspunkte, die eventuell einer Korrektur bedürfen, werden durch die Blaupause des Fußabdruckes erkannt. Der Umfang des Fußes wird anhand von Umfangsmaßen gemessen. Dabei werden rechter und linker Fuß individuell vermessen. Die beste Zeit für das Maßnehmen ist die Mittagszeit.
Es ist von Vorteil, dass Sie einen bereits getragenen Lederschuh mitbringen, so dass Laufverhalten und Druckstellen begutachtet werden können.

III Vorbereitungen

Der Leisten
Der Leisten ist das Modell der Schuhform. Er wird unter Berücksichtigung von gestalterischen Elementen aus Holz gefertigt - bei Maßschuhen liegen die ermittelten Fußmaße zugrunde.
Über dem Leisten wird gegebenenfalls ein "Probeschuh" hergestellt. Dazu wird der Leisten mittels Wärme mit einer Kunststofffolie überzogen. Es entsteht eine durchsichtige Schale. Durch den durchsichtigen "Schuh" werden mögliche Druckstellen oder Freiräume festgestellt und korrigiert.

Der Schaft
Der Schaft ist das gesamte Oberteil des Schuhes. Er besteht aus dem Oberleder und dem Futter.
Für die Schaftherstellung wird das gewünschte Schuhmodell auf den Leisten gezeichnet, eine zweidimensionale Kopie des dreidimensionalen Leisten auf Papier übertragen und die einzelnen Teil des Schaftes als Schablone auf Karton übertragen. Mithilfe der Schablonen werden die einzelnen Schaftteile aus dem gewünschten Leder geschnitten, eventuell gelocht, zusammengefügt und genäht.

Kappen und Boden
Desweiteren müssen die Kappen, zur Festigung des Schuhes in Spitze und Ferse, sowie das Material für den Bodenbau des Schuhs (Brandsohle, Decksohle, Ausballung, Gelenkfeder, Zwischensohle, Rahmen, Laufsohle, Absatzflecken...) vorbereitet werden.

IV Zusammenbau des Schuhes

Zuerst wird die Brandsohle (Innensohle, auf der der Fuß im Schuh ruht, sofern keine zusätzliche Decksohle eingelegt wird) feucht auf den Leisten angebracht. Ist die Brandsohle einmal getrocknet und bearbeitet, wird die mit Hirschleim eingestrichene feuchte Hinterkappe (Verstärkung im Fersenbereich) zwischen Futter und Oberleder gelegt. Dann werden die Überstemmen (seitliche leichte Verstärkungen) befestigt und der Schaft über den Leisten gezogen. Der Schaft wird an der Schuhspitze vorübergehend mit drei Nägeln festgehalten und der hintere Teil über den Leisten gezwickt, d.h. so über den Leisten Falte für Falte gespannt, dass der Schaft glatt aufliegt. Anschließend wird das Futterleder über die Leistenspitze gezwickt, die feuchte, ebenfalls mit Hirschleim eingestrichene Vorderkappe (Verstärkung im Spitzenbereich) darüber. Überstemmen und Vorderkappe werden geglättet und das Oberleder nun auch über den vorderen Bereich gezwickt.

Je nach Machart werden Brandsohle, Schaft und der Rahmen "handeingestochen" oder eine Zwischensohle "durchgenäht".

a) Unter "handeingestochen" ist die klassische, mit Hand durchgeführte Naht zu verstehen, die parallel zur Brandsohle verläuft und Schuhrahmen, Schaft und Brandsohle verbindet. Der Stich wird mittels Ahle und Pechfaden durchgeführt. Ist die Naht abgeschlossen, wird die Gelenkfeder eingesetzt und der freie Bereich zwischen dem Rahmen mit Kork und Leder ausgefüllt. An dem Rahmen wird die Laufsohle befestigt.

b) Unter "durchgenäht" versteht man die Naht, die mittels einer kräftigen Nähmaschine rechtwinklig zur Brandsohle die Zwischensohle (die auch den Schuhrahmen bildet), den Schaft und die Brandsohle miteinander verbindet. Vorbereitend wird hier zuerst die Gelenkfeder eingesetzt und der freie Bereich zwischen dem Schaftabschluss mit Kork und Leder ausgefüllt und die Zwischensohle befestigt. Die Naht einmal durchgeführt, wird die Laufsohle auf der Zwischensohle befestigt.

Jede dieser Macharten hat ihre Vorteile. Beide Macharten ergeben einen guten und soliden Bodenbau des Schuhs.

Einmal die Laufsohle befestigt, wird diese beschnitten und ggfs. mit dem Rahmen bzw. der Zwischensohle vernäht, das sog. Doppeln. Dabei kommt die Naht oben auf dem Rahmen bzw. der Zwischensohle zu liegen, unten kommt sie in eine Kerbe, die zum Schutz nach dem Nähen verschlossen wird. Sollte die Laufsohle aus Leder sein, kann darüber noch eine dünne Gummisohle angebracht werden.

Der Absatz wird Schicht für Schicht aus Leder aufgebaut, geklebt und mit Holznägeln zusätzlich befestigt. Der letzte „Absatzfleck“ ist aus Leder oder/und Gummi.

V Abschluss

Ist der Aufbau des Bodens abgeschlossen, wird der fast fertige Schuh ausgeputzt, d.h. der Sohlen- und Absatzrand passend geschliffen, gefärbt und mit Wachs und Hitze abgedichtet. Der Leisten wird herausgezogen und der Schuh bekommt ggfs. eine Innensohle. Zum Abschluss wird der Schuh eingecremt, poliert und bekommt Schnürsenkel.

Der Maßschuh ist fertig und kann Ihnen übergeben werden!